Populationsgenetik
Die Populationsgenetik in der Hundezucht und was bedeutet das für uns.
Ein Artikel von Carmen Schultheiss.
Die Populationsgenetik ist das Stiefkind der Kynologie und wird heute ein immer wichtigeres Thema in der Rassehundezucht.
Die Forderung der Tierschützer und Kynologen ist klar; Neue Zuchtmethoden und Aufklärung zum Schutz der Rassen sind unerlässlich.
Mit dem Fortschritt der Wissenschaft in den Bereichen der Genetik, können heute ca. 450 Erbkrankheiten benannt werden. 1928 waren es gerade mal 5. Nun könnte der Eindruck entstehen, daß sich die Erbkrankheiten vermehrt hätten. Dies ist ein Irrglaube, denn wenn wir uns mit der Genetik befassen stellen wir fest; die vererbbaren Erkrankungen gab es schon immer, sie sind nur hervorgetreten. Diese Entwicklung in der Rassehundezucht ist kein Zufall, es mußte so kommen.
Durch die Inzucht der Rassehunde in der Vergangenheit wie auch heute noch. Man festigte mit der Inzucht, zu der auch die Linienzucht gehört, die heutigen Merkmale der ca. 400 vom FCI anerkannten Rassen. Die Geißel der Rassehundezucht sind die, dadurch entstandenen, vererblichen Defekte.
Einige Beispiele hierfür sind die Epilepsie beim Boxer, die Hüftgelenksdisplasie bei vielen Rassen und auch die Haarlosigkeit bei den sogenannten Nackthunderassen, all diese Defekte sind das Ergebnis vieler Generationen von Inzucht und der Wunsch nach einem Einheitlichen Phänotypus der verschiedenen Rassen. Dabei entstehen Erbkrankheiten nicht im Laufe von 5 Generationen. Eine Inzuchtdepression braucht zum Teil 40 bis 50 Jahre, ehe Sie zum Vorschein kommt. Stark ingezüchtete Rassen verlieren durch den Verlust von Genen einen Großteil an Variabilität. Die Vererblichkeit von Merkmalen ist sehr stark gefestigt ,was aber auch bedeutet, daß durch eine Verpaarung solcher Tiere nur wenig neue Merkmale dazu kommen. Das kann dazu führen, daß vermehrt Erbkrankheiten zum tragen kommen. Das kann sich von einer Erbkrankheit im Einzelnen bis hin zu Letalfaktoren also tödlichen Erbfehlern steigern.
Hier nun ein kleiner Einstieg in das Grundwissen Genetik
Unsere Hunde setzen sich aus einem Phänotyp und aus einen Genotyp zusammen
Der Phänotyp ist das äußere Erscheinungsbild unseres Hundes welches...
1.) Das Gesamtbild der Erbanlagen darstellt
2.) durch die Umwelt geprägt wird( Ernährung,Haltung & Pflege)
Im Detail:
Phänotyp: Alles was wir sehen,so wie sich der Hund verhält und aussieht
Genotyp: Die Gesamtheit der Erbanlage, Genkonstellation welche die Erbinformationen zur Ausprägung eines Merkmales oder einer Eigenschaft bringt.
Umwelt: Alles was auf den Hund einwirkt, im Mutterleib und danach wie Ernährung, Haltung, Aufzucht, Pflege, Umfeld uvm.
Die Anpassungsfähigkeit oder Lernbereitschaft eines Hundes liegt also auch in seinen Genen und nicht ausschließlich am Halter des Hundes. Der Hund verfügt über 39 Chromosomenpaare (diploider Gensatz), einen halben Satz von der Mutter und einen halben Satz vom Vater. Es werden also 78 Chromosomen gemischt um wieder einen Chromosomensatz von 39 zu erhalten. Auf jedem dieser Chromosomen sind wichtige Informationen enthalten. Auf diesen Chromosomen sitzen nun die Gene je eins vom Vater und eins von der Mutter. Dieser doppelte Gensatz besetzt nun bestimmte Positionen (Loci oder Locus) für jedes Gen auf den sogenannten Chromosomen. Auf jedem Locus sitzen jeweils 2 Gene mit der gleichen Aufgabe, aber oft verschiedener Wirkung, diese werden Allele genannt. Diese Allele sind dominant oder rezessiv vererbbar und werden meist wie folgt dargestellt:
R = dominant
r = rezessiv
Hat ein Hund für eine bestimmte Eigenschaft wie z.B.: die stehenden Ohren ein RR oder Rr, sind die stehenden Ohren im Phänotyp zu sehen.
Hat der Hund Schlappohren werden diese rr sein.
Die Stehohren stehen also für ein dominant Vererbtes Merkmal und die Schlappohren für ein rezessiv vererbtes Merkmal.
Um herauszufinden ob ein Hund Stehohren, oder Schlappohren, oder beides vererbt, paart man zwei Hunde, mit dem dominanten Merkmal Stehohren.
Nun wissen wir das immer 2 Allele auf einem Gen liegen und das Dominante das Rezessive überlappt.
So kann es sein, daß der Vater Rr also Stehohren als Phänotyp in sich trägt, aber auch Schlappohren. Dann spricht man von heterozygot (gemischterbig), dargestellt mit Rr. Es kann aber auch sein, daß der Vater auf beiden Allelen des Gens Stehohren dominant vererbt werden. Dann spricht man von homozygot (reinerbig), dargestellt mit RR. Hat der Hund Schlappohren, ererbt der Hund Schlappohren, so sind diese reinerbig Rezessiv treten aber dominant zutage mit rr.
Paart man nun eine Hündin die Rr ist und einen Rüden der Rr, also beide gemischterbig sind und beide Merkmale in sich tragen, findet man bei den Welpen der ersten Generation, also F1, auch einen Welpen mit Schlappohren.
Um dies zu erklären hier eine Tabelle:
*F1 Generation
*Rr
Schlappohren
*Br
Stehohren
*Rr
Schlappohren
*Br
Stehohren
*BB
Stehohren
*Br
Stehohren
*Rr
Schlappohren
*Br
Stehohren
*rr
Schlappohren
So funktionieren alle Genpositionen in der DNS, die Allele und ihre dominant vererbten Merkmale, entscheiden über das spätere Äußere und Wesen des Hundes.
Größe, Aussehen, Fellfarbe und vieles mehr. Diese Dinge versucht der Züchter natürlich zu steuern, sodaß man die charakteristischen Eigenschaften und Merkmale der verschiedenen Rassen dauerhaft festigt. Dazu verpaart man ähnliche Tiere um noch ähnlichere Nachkommen zu bekommen. Das ist ein Faktor den man sich in der Tierzucht zu Nutze macht, um gewünschte Eigenschaften einer bestimmten Rasse zu festigen. So einfach ist es aber nicht, denn viele rezessive Eigenschaften die unter den Dominanten liegen um den Chromosomensatz zu ergänzen sind negativ belegt.
Nicht alle aber einige. Auch ist nicht immer nur ein Gen für die Fellfarbe oder andere Merkmale verantwortlich.
Viele Eigenschaften und Merkmale unserer Rassehunde sind in mehreren Allelen fixiert und treten sozusagen als Gemeinschaft auf. Bei der Fellfarbe des Continental Bulldogs sind es ca. 10 Gene die dafür verantwortlich sind. Durch Irrtum und Erfolg selektiert man die Hunde mit den gewünschten und unerwünschten Eigenschaften. So entsteht der Phänotyp einer Rasse.
Zuchtmethoden und Ihre Wirkung
Nun gibt es verschiedene Wege um den Phänotyp und den Genotyp einer Rasse zu beeinflussen und zu steuern.
Der Weg:
*Mischlingszucht
*Reinzucht
- Fremdzucht
* Auszucht
- Inzucht
* Inzestzucht
* Linienzucht
- Championszucht
In der Mischlingzucht verpaart man zwei Tiere außerhalb der Rasse, wie z.B.: Englische Bulldogge x Olde Englische Bulldogge
In der Reinzucht verpaart man Tiere innerhalb der Rasse.
Von einer Fremdzucht oder einen Out Crossing spricht man, wenn man Tiere einer Rasse miteinander verpaart, welche weniger verwandt miteinander sind, als der Durchschnitt der Rasse.
Ein Out Crossing ist erst dann gegeben, wenn die Tiere wenigstens über 5 bis 6 Generationen keine gemeinsamen Ahnen mehr aufweisen.
Nun kommt es zu einem heiklen Thema welches zu denken geben sollte.
Der Inzucht
Man spricht von einer Inzuchtverpaarung, wenn Tiere miteinander verpaart werden, welche näher verwandt sind als der Durchschnitt der Rasse. Diese Tiere haben innerhalb der letzten 5 bis 6 Generationen gemeinsame Ahnen.
Die Inzestzucht
Die Verpaarung von Verwandten 1 und 2 Grades, also Eltern und Kinder,Geschwister, Großeltern und Enkel.
Die Linienzucht
Verpaarung von Tieren, welche in Verwandtschaft zueinander stehen, mit dem Ziel, Merkmale und Eigenschaften zu festigen.
Vettern & Cousinenverpaarung.
Championszucht
Verpaarung von Tieren nur auf Grund ihrer Leistung, ohne auf die Verwandtschaft zu achten.
Das Ziel dieser Zuchtmethoden ist möglichst Homozygote also reinerbige Merkmale zu festigen. Damit ein möglichst einheitlicher Phänotyp und Genotyp der Rasse entsteht und man bei den Verpaarungen keine „bösen“ Überraschungen erlebt.
Man verpaart Tiere die auf einem Gen die selben Allele mit ein und der selben Information tragen. Man spricht deshalb auch von Reinerbigkeit eines Hundes. Doch Reinerbigkeit kann nie erreicht werden, weil auch fast Identische Tiere immer einen
Anteil an gemischterbigen Genen aufweisen, wenn auch zu wenige. Dadurch entstehen Krankheiten. Sollte also ein rezessives Defektgen weitergegeben werden, kann ein Tier nur dann daran erkranken, wenn sowohl Mutter, als auch Vater dieses rezessiv in sich tragen. Die Fellfarbe oder Ohrenform wie auch die Größe und das spätere Gewicht des Hundes, lassen sich leicht steuern und die Mendel´schen Gesetze sind vielen Züchtern bekannt. Es gibt aber auch weniger leicht zu steuernde Merkmale da sie polygen vererbt werden, dazu braucht es mehrere Gene. Diese komplexen Erbgänge werden sowohl durch Umweltfaktoren während des Aufwachsens, als auch durch die Vererblichkeit bestimmt. Diese Vererblichkeit läßt sich nicht berechnen und gilt daher als unsicher. Unter diese weniger vererblichen Merkmale sind die rassespeziefischen Dispositionen für bestimmte Krankheiten zu rechnen.
Der Genpool einer Rasse
Der Genpool einer Rasse setzt sich aus dem fortpflanzungsfähigen Bestand einer Rasse zusammen und nennt sich Population.
Je größer der Genpool ist, desto mehr heterozygote Gene stehen der Population zur Verfügung um den Bestand der Rasse zu sichern. Beschränkt sich aber die Population nur auf ein Land oder eine Region so schrumpft der Genpool zusammen, da es ja nur eine begrenzte Anzahl an Tieren gibt die sich vermehren können. Die Gefahr bei begrenzten, isoliert gezüchteten Tierbeständen, wie bei unseren Rassehunden, ist die Inzucht. Mit der Inzucht gehen wichtige Gene verloren die für eine Ausgewogenheit sorgen. Die Populationsgenetik hat in den letzten Jahren riesige Fortschritte gemacht und stellt die Tradtionelle Rassehundezucht in Frage. So weiß man, daß stark ingezüchtete Tiere vermehrt Verhaltensauffälligkeiten und Krankheiten hervorbringen. Sie verlieren an Vitalität, die Fitness der Tiere läßt stark nach und es treten vermehrt Erbkranke Tiere auf. Durch den Ahnenverlust bei ingezüchteten Tieren, gehen auch Gene unwiederbringlich verloren, sodaß bestimmte Rassen, selbst bei einer Mischlingsverpaarung, keine neuen Gene eingebracht werden können. Bestimmte Gene, welche homozygot sind, bleiben dies auch. Die Natur hat ein raffiniertes System, um Inzucht in der freien Natur zu unterbinden, damit keine Gene verloren gehen, den sogenannten Gendrift. Tiere wandern ab und suchen sich außerhalb Ihrer Familie Geschlechtspartner und gründen eine neue Population. Die Variabilität der Gene ist wichtig für die Tiere um sie optimal an Ihre Umwelt anpassen zu können, denn nur bestangepaßte Genkombinationen sind erfolgreich und können sich vermehren. Durch die Inzucht wird die natürliche Selektion der Defektallele umgangen und sie treten zu Tage. Man erzeugt also gewollt einen Gendrift in der Population um nur die gewünschten Merkmale zu festigen. Damit erzeugt man aber auch erbkranke Tiere. Voraussetzung für die hohe Fitness einer Rasse ist also die Verpaarung von Tieren die nicht eng miteinander Verwandt sind. So kann man die Defektrate einer Population niedrig halten und erhält die Rasse gesund. Man darf nicht vergessen das die Tiere einer Rasse, durch Ihre Rassezugehörigkeit schon ähnlich miteinander sind, heißt, viele Gene sind schon reinerbig. Eine Grundregel in der Natur ist das Vermeiden von Inzucht, sie ist Abnorm und Tierquälerisch, wird jedoch trotzdem noch als Erfolgskonzept in der Rassehundezucht angewandt. Sie bringt schnelle Erfolge und einen hohen Grad an homogenen Phänotypen. Gerade ingezüchtete Tiere gelten als sehr harmonisch und für eine Rasse als Typvoll. Gerade diese blutverdichtetenden Maßnahmen bringen einen schwerwiegenden Verlust an Erbgut mit sich, die planvolle Selektion allein schon ist eine bessere Maßnahme, um längerfristig erwünschte Zuchtziele zu erreichen. Blutverdichtung heißt auch immer Gendrift und den Verlust an Fitness. Also müßte die Inzucht als Blutverdünnung benannt werden, denn die Häufung von gleichen Genen bedeutet einen schwerwiegenden Verlust dieser, welches zur Genarmut führt. Es festigen sich nicht nur erwünschte Merkmale sondern auch die Dispositionen. Starke Erbträger, erbstarke und starke Vererber, sind genetisch gesehen also Genkrüppel, weil Sie nur noch ein vermindertes Repertoire an Erbanlagen an Ihre Nachkommen weitergeben können. Was soll man also in Zukunft besser machen und vermeiden? Die Zucht von Rassehunden ist eine Kunst und ein Meister ist nur der , welcher ohne genetische Brutalmethoden auskommt. Nur der wird an seine Welpenkäufer und nachfolgenen Züchter keine gesundheitlichen Hypotheken weitergeben. Mit fehlerhaften oder schwachen Tieren darf nicht gezüchtet werden. Man darf nicht vergessen, daß sich erbschwache Tiere unter schlechten Bedingungen eher bemerkbar machen, als unter optimalen. Ist aber eine Inzuchtdepression erst einmal ausgebrochen, kann diese nicht mehr gestoppt werden. Der Genverlust ist dann so stark, daß der Untergang vorprogrammiert ist. Man darf die Inzucht nicht propagieren sie hat nichts Positives. Hier eine Liste für die Vererblichkeit bestimmter Merkmale;
Fruchtbarkeit & Fortpflanzung 10-20 %
Fehlende Zahnanlagen 50%
Fanglänge 45 – 55 %
Widerristhöhe 50 – 65 %
Riechfähigkeit 40 %
Verhaltensmerkmale 20 – 40 %
Epilepsie 75%
Durch Inzucht gehen Gene verloren und dieser wird durch den Inzuchtkoeffizienten ermittelt. Bei der Verpaarung verwanderter Tiere liegt der IK bei 6,25% bis 25%
Inzestzucht :25%
Inzucht : 12,5 %
Linienzucht: 6,25%
Dieser IK lässt sich durch ein Out Crossing wieder reduzieren dennoch bleibt der Ahnenverlust erhalten. Was einmal verloren gegangen ist, läßt sich nicht mehr zurückholen. Das Beispiel bei 4 Generation und einem gemeinsamen Ahnen. Ist nur 1 Ahne in 4 Generationen 2 mal vorhanden sind nur 24 tatsächliche Ahnen von 30 möglichen Ahnen vorhanden. 24/30 = 0,8 = 80%, heißt es sind nur noch 80% Ahnen von 100% möglichen vorhanden und das bei nur 1 identischen Ahnen in 4 Generationen. Das bedeutet das viele Hunderassen heute schon so nah verwandt sind wie in einer Familie. Das Out Crossing macht also bei vielen Hunderassen nicht mehr viel Sinn, weil der Ahnenverlust und das Gendrifting nicht mehr kompensiert werden kann. Man kann also nur noch Schadensbegrenzung betreiben um es nicht zu einer Inzuchtdepression kommen zu lassen. Die Zuchtpartner müssen noch intensiver selektiert werden, man darf Rüden nicht zu oft in der Zucht einsetzen und nicht nur auf bekannte Rüden(Champions) zurückgreifen.
Ein gutes Mittelmaß muß erreicht werden und eine große Zahl an zuchtfähigen Tieren muß zur Verfügung stehen. Die Rassehundezucht hat nur dann eine Chance, wenn man sich vor Augen führt, was passieren kann und schon alles passiert ist. Die Erbdefekte sind in der heutigen Hundezucht das größte Problem welchem man nur begegnen kann, in dem man neue Wege geht. Man muß Zuchtmaßnahmen ergreifen, bevor es zu wiederholt auftretenden Krankeiten kommt. Man sollte es erst gar nicht dazu kommen lassen und Linienzucht vermeiden. Man muß auf die schleichenden Veränderungen in den Populationen ein besonderes Auge werfen. Die Erbdefekte die unsere Hunderassen bedrohen haben bedrohlich zugenommen.
Die HD
Die Hüftsgelenksdysplasie wurde schon 1935 von Schnelle als Erkrankung beim Hund in den USA entdeckt. Nach dem 2 Weltkrieg wurde bei den deutschen Schäferhunden die in die USA exportiert worden sind, schwerste Fälle von HD festgestellt. Die HD ist die bekannteste und verbreitetste Erberkrankung beim Hund. Gerade große Rassen sind stark von Ihr betroffen.
Begleiterscheinung der HD sind; Osteoporose, Ellenbogendysplasie, OCD. Sie alle stehen im Zusammenhang miteinander. Schon 1966 fand sich kaum ein Schäferhund der Älter als 7 Jahre alt wurde, fast alle starben an Ihrer starken HD. 1996 das fast alle Rassen an mehr oder minder schwerer HD leiden, die Zahl schwankt zwischen 7% und 69% . Im Durchschnitt sind es 40% und schwere HD haben 15% aller untersuchten Hunde. Man paßt die Zuchtvorschriften den verfügbaren Tieren an, anstatt stärker zu selektieren. Die Bemühungen sind groß, doch die Erfolge sind mäßig. Da die stärkere Selektion auch zu einer Dezimierung des Zuchtbestandes führt. Das würde wieder zu einer noch stärkeren Genverarmung führen.
Erbkrankheiten des Skeletts
Die HD ist nicht die einzige Erkrankung die Hunde zu Krüppeln macht. Chondrodystrophie (Knorpelfehlernährung) wird nicht als Erberkrankung angesehen, führt aber zu Kutzbeinigkeit bei sonst normalem Körperbau. Der Basset und Dachshund sind solche Rassen. Die Dackellähme ist eine Folgeerscheinung davon. Patellaluxation, Ellenbogendystplasie sowie die Osteochondrose zählen auch zu den Erkrankungen, welche immer mehr in den Vordergrund treten.
Man weiß, daß die HD polygen bedingt ist und somit viele Gene und Faktoren eine Rolle spielen.
Bluterkrankungen
Von Willebrand Krankheit ist eine rezessiv wie dominant vererbte Bluterkrankheit, die beim Dobermann vermehrt vorkommt. Die Pyruvatkinase Mangelkrankheit, die Blutarmut hervorruft, betrifft die Basenji in den USA. Phosphofructokinasemangel der den Springer Spaniel betrifft und die Synthes eines Enzyms abbricht, welches für die Blutproduktion wichtig ist. Die meisten der Bluterkrankungen kann man durch DNS Tests erkennen.
Augenerkrankungen
1991 wurden 267 Augenerkrankungen bei nur 148 Hunderassen festgestellt. Es kommen Jährlich weitere dazu. Die meisten Dispositionen werden rezessiv vererbt.
Epilepsie
Wir sprechen hier von der Idiopathischen Epilepsie, welche nicht auf äußere Faktoren zurückzuführen ist.
Stoffwechseldefekte
Dieses weitere Kapitel unter den Erbkrankheiten ist heute fast wichtiger als die HD. Die meistverbreiteste Erkrankung ist die Schilddrüsenunterfunktion. Dennoch werden Tiere mit dieser Erkrankung durch Gabe von Hormonen zuchtfähig gemacht und aufgemöbelt. Die Schilddrüsenunterfunktion wird rezessiv vererbt. Eine besondere Erkrankung ist die Kupfertoxikose( CT) Die Leber ist unfähig das aufgenommene Kupfer auszuscheiden und das Spurenelement führt nach und nach zu Vergiftungserscheinungen, was zu chronischer Hepatitis und Leberzirrose führt. Mittlerweile gibt es auch hier DNS Tests.
Corny Feet also verhornte Ballen treten mittlerweile auch auf , selten noch aber diese schmerzhafte Verhornung der Ballen, könnte auf eine erbliche Stoffwechselerkrankung hinweisen.
Herz Kreislauf Erkrankungen.
Herzklappendefekte,angeborene Herzmissbildungen, Aortenverengungen, all diese Gendefekte treten in mehr oder minder schwerer Form auf und führen oft zum frühen Tod.
Weitere Erbdefekte
Demodexiose als Folge einer erblichen Immunschwäche.
Atopische Dermitis, die teilweise erblich bedingt, vermehrt Auftritt.
Allgemein kann man sagen, daß Tumoren und Allergien bei erblich bedingten Dispositionen eine gewisse Rolle spielen.
Nierenleiden und Hauterkrankungen treten immer häufiger auf und sind zum Teil schon genetisch nachgewiesen.
Dies sind nur einige Erkrankungen, alle aufzuzählen sprengt den Rahmen, aber zeigt, wie dringend wir handeln müssen, um unsere Rassen zu gesunden.
Zum Schluß
Unsere Rassehundezucht zeigt schon sehr stark neue Tendenzen in ein neues Zeitalter. Wir wissen heute mehr denn je und tierschutzrelevante Massnahmen werden ergriffen um einer übermäßigen Typisierung entgegenzuwirken. Extreme Abnormisierungen wie z.B.: übermässige Befaltung, Haarlosigkeit oder extremste Kurzköpfigkeit gehen zurück. Auf der anderen Seite wird weiterhin extreme Engzucht betrieben, das schlimmste Übel und das Aus unserer Rassen. Anatomische Abnormitäten stören unsere Hunde in Ihrem Wohlbefinden und stellen eine Erbarmungslose Tierquälerei dar. Genetische Vielfalt muß unser Hauptanliegen sein. Engzucht muß beendet werden und schon viele Zuchtvorschriften schränken die Engzucht ein, oder lassen diese nicht mehr zu. Die Stammbücher müssen geöffnet werden damit durch Selektion und Auswahl
eine neue Basis geschaffen werden kann. Die Qualzucht gehört beendet damit unsere Rassehunde erhalten bleiben. Der Rassehund führt trotz Popularität ein dahinsiechendes Schattendarsein. Tranzparenz und Ehrlichkeit in den Verbänden sollte Selbstverständlich sein und den jungen Züchtern muß der Weg geebnet werden, damit Sie aus dem Wissen und den Fehlern lernen können. Damit sich etwas bewegt.
Unseren Hunden soll es wieder gut gehen und das geht nur wenn wir Ihre Interessen wieder wahrnehmen.
Das Recht auf ein gesundes Leben. Qualität steht vor Quantität.
Carmen Schultheiss
Quellen: Dr. Wachtel, Hundezucht 2000
Schulung der SKG, Zofingen
http://www.chantundamuntogna.com/populationsgenetik.htm 11.11.2011